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Im Sommer 2012 verbrachten wir bei bestem Wetter einen traumhaften Urlaub auf der schwedischen Sonneninsel Gotland.

Gotland ist eine riesige Hochsee-Kalkstein-Insel mit 420 Millionen Jahre alten Kalkfelsen, Kalkklippen und Kalksteinstränden. Fossilien findet man auch relativ einfach an den Stränden - sogar ohne danach graben zu müssen. Gotland ist etwa 90 Kilometer vom schwedischen Festland entfernt und hat bei einer Breite von ca. 50 Kilometern und einer Länge von ca. 125 Kilometern ungefähr 800 Küstenkilometer aufzuweisen. Es ist also nicht möglich, mal eben von Küste zu Küste zu springen. Das ist auf Gotland immer mit längeren Fahrzeiten verbunden.


Gotlands Hauptort Visby liegt etwa auf gleicher Höhe wie Skagen in Nordjütland. Die Anreise ist allerdings deutlich aufwendiger. Die erste Fährüberfahrt erfolgt bei uns üblicherweise von Travemünde nach Trelleborg. Dann steht eine Tagesetappe bis Oskarshamn auf dem Programm und von dort aus fährt eine große Fähre nach Visby auf Gotland. Die Preise für die Überfahrt nach Visby sind echt "gesalzen" ... leider gibt es aber keine andere Fährgesellschaft, um günstiger nach Gotland zu kommen. Gotland ist auch eine sehr beliebte Ferieninsel der Schweden. Jeder Schwede sollte zumindest einmal im Leben Gotland besucht haben - habe ich irgendwo gelesen. Das Klima dort auf hoher See ist anders als im übrigen Schweden ... sogar fast mediterran. Die Insel hat im Vergleich zum schwedischen Festland auch die meisten Sonnenstunden!


Egal, wo man auf Gotland unterwegs ist - an der ehemaligen Hansestadt Visby führt kein Weg vorbei, bzw. man sollte Visby bei einem Gotlandbesuch keinesfalls auslassen. Wir waren immer wieder begeistert, wenn wir durch die traumhafte "Altstadt" - der Bereich, der fast vollständig durch eine Stadtmauer umschlossen ist - spaziert sind. Die Flaggen sind gerade gehisst, weil ganz Visby aufgrund der Mittelalterwoche (jedes Jahr in der 32 Woche, Anfang August) im Mittelalterfieber ist. Ganz viele Menschen (Einheimische UND Touristen) sind in historischer Gewandung unterwegs und es macht einfach einen riesigen Spaß, sich das mal vor Ort "live" anzuschauen.


Gotlands "Hauptstadt" ist von einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben. Die Stadtmauer wurde ab Mitte des 13. Jahrhunderts zum Schutz der mittelalterlichen Handelsstadt erbaut und ist etwa dreieinhalb Kilometer lang. Der Bau der gesamten Befestigungsanlage rund um Visby dauerte etwa einhundert Jahre und aufgrund umfangreicher Renovierungsarbeiten im 19. Jahrhundert, zählt die Stadtmauer heute zu den am besten und auch am vollständigsten erhaltenen Stadtbefestigungen in ganz Europa.


Visby hatte im Mittelalter mehr Kirchen als irgendeine andere Stadt in Schweden. Innerhalb der Stadtmauern gab es mindestens zwölf und außerhalb lagen zwei Kirchen. Von diesen Kirchen ist nur eine Kirche erhalten geblieben, die Domkirche zu Visby. Von allen anderen Kirchen stehen nur noch die Ruinen oder die Kirchen sind mittlerweile ganz verschwunden.


Bereits im 12. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Sie bekam ursprünglich den Namen 'Sankt-Maria-Kirche' und wurde zum Teil aus heimischen Kalksteinen erbaut. Sie war ein Kirchbau der Gotlandfahrer, also eine Kirche der deutschen Seeleute und Kaufleute, die Visby im Mittelalter als Handelsmetropole der östlichen Ostsee aufsuchten. Visby galt als Drehscheibe für den Handel der Hansestädte der südlichen Ostsee mit den Handelspartnern in Russland und dem Baltikum. Die Kirche war eine reine Gastkirche, die erst später, als sich die deutschen Kaufleute in der Stadt dauerhaft ansiedelten, zur Gemeindekirche der deutschen Bevölkerung Visbys wurde. Das Geld für den Bau wurde zumeist auf den Koggen (einem Segelschiffstyp der Hanse) in der Gotlandfahrt gesammelt und im Jahr 1225 wurde die Kirche dann der Jungfrau Maria geweiht.


Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche vielfach umgebaut und auch sehr stark erweitert, denn die Hansekaufleute dachten praktisch und zogen in das Kirchenschiff ein weiteres Stockwerk als Lagerboden ein, so dass auch Handelswaren in der Kirche sicher verwahrt werden konnten. Von außen kann man das auch heute noch an den Windenhaken erkennen, an denen die Taljen (Flaschenzüge) eingehängt wurden, um die Waren auf die Lagerböden zu heben. In den Folgejahren um 1300 wurden weitere große Um- und Anbauten durchgeführt und bereits im Jahr 1423 erhielt der Westturm (im Bild der hintere) seine heutige Höhe. Die heutigen Turmhauben sind allerdings eine Formgebung des 18. Jahrhunderts, wie man es auf alten Stichen von Visby des 16. Jahrhunderts erkennen kann. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen des ausgehenden Mittelalters fielen im Jahr 1525 alle übrigen mittelalterlichen Kirchen Visbys einem Sturmangriff der mit Gustaf Wasa verbündeten Lübecker auf die von dem dänischen Gefolgsmann Severin Norby besetzte Stadt zum Opfer und brannten aus. Sie werden seither als Ruinen erhalten und prägen das Stadtbild in einem ganz besonderen Maße.


Seither ist die ehemals deutsche Kirche 'Sankt Maria' auch die einzige mittelalterliche Kirche in Visby, in der Gottesdienst gehalten werden kann. Im Jahr 1572 wurde die Marienkirche zur Bischofskirche der Diözese Visby und damit zum Dom. Im schwedischen Sprachgebrauch verschmolzen der alte Name und die neue Funktion zu 'Visby Sankt Maria Domkyrka' und seit dem Jahr 2003 ist die Marienkirche gleichzeitig auch die Kathedrale der schwedischen Kirche im Ausland.


Später Abend am kleinen Zugang 'Dalmansporten'.

Die Stadtmauer wurde ab Mitte des 13. Jahrhunderts zum Schutz der mittelalterlichen Handelsstadt erbaut und ist etwa dreieinhalb Kilometer lang. Sie gehört aufgrund von Renovierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts heute zu den am besten und auch am vollständigsten erhaltenen Stadtbefestigungen in Europa.


Ein weiterer Abschnitt der Stadtmauer (linke Seite) im späten Abendlicht. Ganz klein hinten rechts geht die Sonne gerade in der Ostsee unter.


In Skandinavien verfügten nur noch Kalmar und Stockholm über Stadtbefestigungen. Der Bau der gesamten Befestigungsanlage rund um Vispy nahm etwa einhundert Jahre in Anspruch. Die Mauer hatte zunächst eine Höhe von sechs Metern und keine weiteren Türme. Erst später wurde die Mauer mit 44 zusätzlichen Wehrtürmen kombiniert und auf eine Höhe von bis zu elf bis zwölf Metern erhöht.


Ganz oben im Norden an der westlichen der beiden Nordspitzen Gotlands liegt Hallshuk, ein kleines Fischerdorf (schwedisch Fiskeläge), das ausschließlich in der Fangsaison genutzt wurde und auch heute noch genutzt wird. Da die überwiegend von Steilküsten geprägte Gegend keinen natürlichen Hafen besitzt, wurde im Jahr 1927 der heutige Hafen mit den beiden Molen gebaut. Diese Stelle wurde ausgewählt, weil die Bucht durch die Steilküste (im Rücken) vor Winden aus Ost und Nordost geschützt ist.


Dass die Fischerei trotz ungünstiger Hafenverhältnisse gedeihen konnte, hängt mit den reichen Fanggründen zusammen. Vor Hallshuk lag einst eines der ertragreichsten Fischereigebiete Gotlands. Die Jahre 1600-1680, 1747-1809 und 1877-1906 waren einträgliche Fangperioden für Heringe. Neben dem Ostseehering (Strömling) war der Dorschfang von ebensolcher Bedeutung wie der Fang von Plattfischen. Später ging man zum Lachsfang über. Heute wird Hallshuk von Sportfischern genutzt.


Ganz in der Nähe von Hallshuk findet man im Norden Gotlands diese "blaue Lagune" (schwedisch: Blå lagunen).

Zum Ende der Kalkabbauepoche in dieser Region wurde der nicht mehr benötigte Kalksteinbruch mit Wasser gefüllt und als Badesee für die Allgemeinheit frei gegeben. Ich hatte zuvor schon Bilder von diesem Ort im Web gesehen und es war klar, dass wir uns das auch mal selbst vor Ort ansehen wollten. Wir waren bei sehr sonnigem Wetter im Norden Gotlands unterwegs und wann hat man schon die Möglichkeit in Skandinavien in einer blauen Lagune zu baden ...


Etwa 2,5 Kilometer nordöstlich von Ljugarn liegt an Gotlands Ostküste das Raukargebiet 'Folhammar'. So sehen sie also aus, die Überreste eines ca. 490 Millionen Jahre alten Korallenriffs. Das gesamte Raukargebiet ist ca. 500 Meter lang und es gibt einige Rauken (Kalksteinsäulen), die bis zu sechs Meter hoch sind.

Sie bestehen aus Riffkalkstein und sind reich an Fossilien, vor allem Stromatoporen und Seelilien. Das Raukarfeld ist von Steinstränden umgeben und das ganze Gebiet mit insgesamt 1800 Metern Küste, bildet ein Naturreservat.


Gamle Hamn ist ein Naturschutzgebiet auf der kleinen Insel Fårö - nordöstlich von Gotland. Hier und auch an einigen anderen Stellen auf Gotland und Fårö gibt es sogenannte Raukargebiete - also Gebiete mit einer Anhäufung von Kalksteinsäulen. Der Ursprung dieser Kalksteinsäulen liegt schon eine gaaaaanze Weile zurück.


Vor ca. 490 Millionen Jahren bildete sich in dem Gebiet von Gotland bis Öland ein großes Korallenriff. Das ist nicht unbedingt verwunderlich, denn zu dieser Zeit lagen diese Gebiete etwa am Äquator. Ein paar Jahrtausende später (die Gebiete wanderten aufgrund der Kontinentalverschiebung in Richtung Norden) lagerte sich dann in den flacheren Küstenregionen Riffkalk ab. Dieser bildete sich vor allem aus großen Ansammlungen von Schwämmen und Korallen. Die bizarren Formen der Rauken entstanden dann nach der letzten Eiszeit durch Erosion und Auswaschungen des unterschiedlich harten Kalk- und Mergelgesteins im Küstenbereich.


Der Hund von Gamle Hamn ist ein riesiger Raukar (Kalksteinsäule) im Naturschutzgebiet 'Gamle Hamn'. Man könnte meinen, dass der "Hund" nach hinten über seine Schulter schaut und seine Hinterlassenschaft begutachtet ...

Dieses sehr bekannte Motiv findet man ebenfalls auf der kleinen Insel Fårö - nordöstlich von Gotland. Ist schon sehr erstaunlich, was die Natur in ein paar Millionen Jahren so alles erschaffen hat ......


... und es gibt sie doch ... versteinerte Trolle ... das plötzliche Aufsteigen der Sonne hat diesen Troll wohl versteinert! Hier schaut nur noch sein Kopf aus dem Erdboden ...... gefunden und fotografiert habe ich ihn auf der kleinen Insel Fårö - nordöstlich von Gotland gelegen. Wenn ihr euch fragt, wie groß denn wohl so ein Trollkopf ist, dann schaut euch mal das rechtsseitige Bild an und ihr werdet vermutlich staunen ...

... und für alle, die nicht an Trolle glauben, hier die wissenschaftliche Erklärung für den wohl bekanntesten Kopf Gotlands: Diese Kalksteinsäule nennt man in Schweden 'Raukar' und sie besteht aus ca. 490 Millionen Jahre altem Riffkalkstein eines Korallenriffs als Überbleibsel eines einst großen tropischen Meeres. Zu finden ist dieser und andere Rauken in Langhammars, einem Naturreservat an der Westküste Fårös, ungefähr 64 km nordöstlich von Visby und 15 km nördlich von Fårösund (Quelle: Wikipedia).


Diese Fischerstellen sind typisch für Gotland und es gibt heute noch etwa 150 davon in verschiedenen Größen. Früher wurden sie in erster Linie saisonal von den an der Küste wohnenden Bauern genutzt. Man harpunierte Dorsche und fing Heringe, indem man die Netze von den Booten auswarf, ohne sie auf dem Grund zu verankern. Die Überreste der alten steinernen Anlandungsvorrichtungen (Slipanlagen) kann man zwar nicht mehr sehen aber sie liegen noch unter Wasser.


Noch ein klein wenig weiter nordöstlich als Gotland liegt die kleine Insel Fårö, die ich unbedingt empfehlen möchte. Es fährt eine kleine Autofähre von Fårösund auf Gotland rüber nach Fårö ...... und das sogar kostenlos!


Am nördlichen Ende des Naturschutzgebiets 'Digerhuvud' liegt dann in einer Bucht diese alte Fischerstelle (schwedisch Fiskeläge). Das winzige Fischerdorf ist noch intakt und wird noch immer als Beigewerbe für den Fischfang genutzt. 'Helgumannen' besitzt sogar einen Brunnen, der einwandfreies Trinkwasser liefert.


Ich liebe solche Orte und wenn das Wetter mitspielt und weit und breit keine anderen Urlauber durch das Panorama "stolpern", kann man sich wirklich nicht beklagen ...... ;-).


Eine kleine Geschichte: Einer Legende nach lebte auf Gotland einst ein reicher Mann, der nach einem Feldzug den Sohn eines mächtigen Fürsten als Gefangenen mitbrachte. Dieser Sohn (noch ein Knabe) wuchs in jener Familie auf und mit der Zeit verliebte sich der inzwischen junge Mann in die wunderschöne Tochter des Hausherren. Die Tochter erwiderte die Gefühle des jungen Mannes - sehr zum Missfallen ihres strengen Vaters. Der Vater überlegte sich daraufhin eine List, um das junge Paar auseinander zu bringen. Er lud zu einem großen Fest auf die Wiese unterhalb eines großen Rauks (Bild oben) ein. Seine schöne Tochter ließ er durch Leitern und Stangen auf die Spitze der großen Kalksteinsäule hieven und derjenige, der sie von diesem unbesteigbaren Fels "retten" würde, bekäme sie zur Frau. Er hoffte, dass der verliebte Jüngling beim Versuch die Tochter zu retten vom Fels ins Meer stürzen würde und somit der Verbindung der beiden ein Ende bereitet würde. Aber auch damals schon verlieh die Liebe Flügel (auch ohne Redbull) und natürlich schaffte es der junge Mann seine große Liebe vom Fels zu befreien.


Damit hatte der Vater nicht gerechnet und in seiner großen Wut griff er zu Pfeil und Bogen und schoss auf den Jüngling. Dieser stürzte daraufhin mit seiner Geliebten im Arm vom Fels ins Meer und beide ertranken. Da das Mädchen als Jungfrau starb, benannte man diesen Kalksteinfelsen 'Jungfrun' (Quelle: Rasso Knoller - Insel Gotland - Reise Know-How Verlag Peter Rump).


Mit 7 m bis zum Boden und 23 m über dem Meer ist die 'Jungfrun am Klint', oberhalb der Steilküste bei Lickershamn, der größte Rauk Gotlands. Wanderer können vom Jungfrunklint aus durch eine Wald- und Heidelandschaft oberhalb der Klippen wandern oder auch zum Kieselstrand hinabsteigen. In Lickershamn lohnt es sich, die Kiesel- und Klappersteine am Strand zu durchforsten. Selten ist die Chance auf Fossilienfunde besser als hier. Zur Ausbeute gehören Trilobiten, Knopfkorallen, Muscheln, etc. - allesamt Relikte eines ca. 400 Mio. Jahre alten tropischen Meeres. Lickershamn ist ein kleiner Fischerort, etwa 25 km nördlich von Visby.


Etwa 50 km südöstlich von Visby, ganz in der Nähe von Ljugarn, liegt das Naturreservat Folhammar.


Wir hatten diesen Strand ganz für uns allein, was vermutlich daran lag, dass hier kein feiner Sand vorzufinden ist. Alles ist steinig und wenn man gegen die Sonne schaute, wurde man fast geblendet von den vielen hellen Steinen dieses schönen Steinstrandes. Es war angenehm warm, also T-Shirt-und-kurze-Buxe-Wetter, es ging kaum Wind, ...... Urlaub!


Ein weiteres Panorama des völlig "überfüllten" Küstenbereichs im Naturreservat Folhammar ... nur diesmal in südliche Richtung. Wir waren ganz für uns allein - kein Mensch weit und breit. Bei sehr sonnigem und warmen Wetter waren wir in der Hauptsaison (!) etwa 50 km südöstlich von Visby, ganz in der Nähe von Ljugarn, unterwegs ...


Im Urlaub liebe ich es Wege zu fahren, die mir noch völlig unbekannt sind. Man weiß nie, was nach der nächsten Kurve oder nach dem nächsten Hügel kommt. Manchmal kommt nix aber ein andermal ist man begeistert von dem, was man gerade "entdeckt" hat. Hier sind wir wieder auf Entdeckungsreise an der Ostküste Gotlands. Wir kennen uns hier überhaupt nicht aus und fahren auf gut Glück die Küste entlang. Plötzlich sehen wir diesen herrlichen Küstenbereich. Grund genug für einen kleinen Fotostopp. Oberhalb der Baumwipfel scheint etwas Felsiges zu sein - könnte interessant sein ... wir werden wohl mal hinfahren.


"Oben" angekommen, blicken wir herab vom Grogarnsberget hinunter zum Küstenbereich, auf dem wir hergekommen sind. Die Straße ist nicht asphaltiert - eine richtige Huckelpiste - herrlich. Wir befinden uns in einem Naturreservat in Östergarn an Gotlands Ostküste und wieder mal sind wir ganz allein unterwegs ...... im wilden Osten Gotlands.


Der Grogarnsberg ist ein ca. 30 Meter hohes Felsplateau und Naturreservat in Östergarn, auf dem eine ehemalige Höhenburg lag. Hier und ganz in der Nähe in Kräklingbo standen einst die größten vorgeschichtlichen Wallburgen (schwed. fornborg) Skandinaviens.

Die Wallburg lag einst auf dem Grogarnshaupt, der Nordspitze des Grogarnberges. Der 30 Meter hohe aufs Meer hinausragende Felsen bot Schutz nach drei Seiten. Im Süden wurden zwei bis zu 100 Meter lange Steinwälle aufgeschichtet, die wahrscheinlich Palisaden (vermutlich zugespitzte Pfähle) trugen.

Bei archäologischen Untersuchungen der äußeren Wallanlage wurden Pfeilspitzen aus der späten Vendelzeit (550–800 n. Chr.) entdeckt, die einen Anhaltspunkt für die Datierung der Burg lieferten. Gefundene Holzpfosten (vermutlich ehemals Teile der Palisaden) konnten auf das Jahr 740 n. Chr. datiert werden. Im Westen, Osten und Süden liegen die historischen Häfen Katthammarsvik, Herrvik und Sandviken, die Ausgangspunkte für Fahrten ins Baltikum darstellen. Die Häfen gehen wahrscheinlich auf vendel- und wikingerzeitliche (800-1100 n. Chr.) Häfen in der damals tief eingeschnittenen Bucht zwischen dem Östergarns- und dem Grogarnsberg zurück.


Auf Gotland sind insgesamt 82 derartige Burganlagen bekannt und die meisten Anlagen hatten weniger als 800 m² Innenfläche. Grogarnsberget war mit einer Fläche von 450 m × 100 m (45000 m²) eine der beiden größten Burgen der Insel und hatte einen äußeren und einen inneren Wall. Im Inneren der Burg fand man, anders als auf anderen Burghügeln der Insel, Hausfundamente aus der römischen Eisenzeit-Völkerwanderungszeit ca. 400-550 n. Chr.


Selten war ich so beeindruckt von einer Gegend, wie hier an der Ostküste Gotlands. Die bereits von mir gezeigten Panoramen der ca. 490 Millionen Jahre alten Korallenriffe auf Gotland, bzw. dem, was davon übrig geblieben ist, sind sicher sehr interessant aber übersteigen irgendwie meine Vorstellungskraft. Hier in dieser Gegend kann man sich m.E. gedanklich durchaus ein "paar" hundert Jahre zurück versetzen und vielleicht erahnen, wie die Menschen vor über tausend Jahren hier lebten.


Dieses Felsplateau 'Grogarnsberget' liegt landschaftlich einmalig schön und weitab der touristischen Massen, die sich auf der gegenüberliegenden Westseite der Insel an den ziemlich überlaufenen Sandstränden in der Sonne braten. Davon haben wir abgesehen und das war eine sehr gute Idee ...


Etwa 10 Kilometer südlich von Visby liegt dieser fantastische Fossilienstrand bei Ygne mit Blick auf den ganz im Hintergrund liegenden 45 Meter hohen Kalkfelsen Högklint. Abends wird dieser Küstenbereich von den letzten Sonnenstrahlen ins rechte Licht getaucht. Wie man sehen kann, hatte ich den Strand ganz für mich allein ......... was will man mehr!


Zu Fuß hat man es an diesem Strand nicht ganz einfach. Der Strand besteht aus Abermillionen loser flacher Kalksteine, die einem das Vorankommen erschweren. Das macht aber nix, denn dieser Kalksteinklippenstrand ist bekannt für sein Fossilienreichtum. Wenn man die Augen offen hält, kann man relativ einfach Versteinerungen von 400 Millionen Jahre alten Meeresbewohnern entdecken.

Das Sammeln von Fossilien ist auf Gotland übrigens erlaubt, allerdings nicht das Herausschlagen aus dem Kalkstein (Quelle: Gotland - Impressionen einer Insel, Werner Scharnweber).


Wenn die Bilder schon länger in der "Schublade" liegen, ist es auch für mich wie ein Wiederentdecken der erlebten Momente - vieles hat man gar nicht mehr oder ganz anders in Erinnerung. Viele Daten und Fakten zu meinen Reiseimpressionen habe ich mir erst nach der Reise durch Recherche in Reiseführern, Bildbänden oder im Internet bei Wikipedia "erlesen". Mir hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, diese Reise so nochmal zu durchleben. Ich hoffe, ich konnte meine Begeisterung für die Hochsee-Kalkstein-Insel Gotland und ihrer einzigartigen Natur zum Ausdruck bringen.


Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir uns ein weiteres Mal auf den Weg nach Gotland machen werden ...

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