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Die Kreidefelsen 'Møns Klint' sind ein echtes Juwel in der dänischen Ostsee. Sie befinden sich an der höchsten Steilküste Dänemarks und zwar am östlichen Zipfel der kleinen Ostsee-Insel Møn.

Befindet man sich erst einmal auf einer der dänischen Kattegat-Inseln (Fährverbindungen von Deutschland, Schweden und Jütland), dann ist Møn verkehrstechnisch
relativ einfach über Brücken und Dämme zu erreichen.



Die riesigen Kreidefelsen sind die Hauptattraktion Møns. Die Kalksteinwand erstreckt sich über eine Länge von ca. 6 Kilometern und erreicht eine maximale Höhe von 128 Metern am 'Dronningestolen', dem Königinnenstuhl. Die Kreidefelsen können über die gesamte Länge, sowohl "von oben" im Buchenwald 'Klinteskoven', als auch "von unten" am Strand besichtigt werden.



Wer mit dem Auto anreist, kann die letzten drei Kilometer über eine nicht asphaltierte Straße durch den an der Steilküste angrenzenden Buchenwald zum Hauptparkplatz am 'GeoCenter Møns Klint' fahren. Das GeoCenter wurde Ende Mai 2007 eröffnet und liegt ungefähr in der Mitte der Steilküste. Die Parkgebühr wird beim Kauf einer Eintrittskarte zum GeoCenter verrechnet. Andere Parkmöglichkeiten gibt es nicht.



Der Besuch ist absolut empfehlenswert. Mit modernster Computertechnik wird auf interaktiven Großbildschirmen mehrsprachig viel Wissenswertes von der Kreidezeit bis zur Gegenwart verständlich erklärt. Auch für Kinder ist der Besuch sehr abwechslungsreich. Spielerisch können die Kids in großen Schau- und Experimentierkästen mit Sand und Wasser einen Erdrutsch simulieren und an großen Gebirgsmodellen kann (auch für Erwachsene sehr interessant) das Aufschieben der Kreideschichten durch die Gletscher der Eiszeit nachgespielt werden.







Das GeoCenter ist optimal als Ausgangspunkt für Erkundungen rund um 'Møns Klint' geeignet. Auf gut ausgebauten Pfaden am Waldrand, hat man an vielen Stellen eine wunderbare Aussicht auf die Kreideformationen. Allerdings müssen selbst auf den Waldwegen nahe der Steilküste immer wieder einige Höhenmeter überwunden werden. Gefährliche Stellen (aber nicht alle) sind durch hölzerne Zäune gesichert. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte unbedingt etwas Abstand halten, denn es geht zum Teil ziemlich Steil über 100 Meter in die Tiefe.



Erdrutschgefährdete Bereiche sind zwar durch weiträumige Absperrungen gesichert, jedoch sollten Familien mit kleinen Kindern ihre Kinder im oberen Bereich der Steilküste nicht unbeaufsichtigt laufen oder spielen lassen.



Für leicht Gehbehinderte ist so eine kleine Møns Klint Wanderung nur bedingt zu empfehlen. Rollstuhlfahrer haben leider keine Möglichkeit, einen Blick auf die Steilküste zu bekommen. Alle Wege sind naturbelassen und können durch die vielen Steigungen nicht mit dem Rollstuhl befahren werden.



Mehrere sehr gut ausgebaute Holztreppen führen hinunter zum Wasser, wobei die Haupttreppe direkt am GeoCenter liegt. Immer wieder sind kleine Rastmöglichkeiten eingebaut worden und geben mitunter auch schon mal einen kleinen Blick auf die Ostsee frei. Man muss fast 500 Treppenstufen zum Strand hinunter und "dummerweise" auch wieder hinauf.



Die Zeit für einen Abstieg ist mit ca. 15 Minuten angegeben. Je nach Alter und Kondition kann das natürlich in beide Richtungen variieren. Spätestens auf dem Rückweg weiß man die eingebauten "Ruhezonen" zu schätzen, denn der Aufstieg ist bei "gutem Sommerwetter" sehr anstrengend und dauert ein "wenig" länger. Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, sollte sich einen eventuellen Abstieg gut überlegen, wer nicht viel Zeit hat auch. Bei schlechtem Wetter (Regen oder Schneefall) können die Treppen zudem schnell rutschig werden. Auch dann würde ich die Kreidefelsen nur von "oben" betrachten.



Wer "unten" angekommen ist, hat die freie Wahl: Links rum oder rechts rum. In beiden Richtungen besteht die Möglichkeit, vom Strand aus über Holztreppen wieder zum Buchenwald aufzusteigen.



Man sollte sich allerdings zuvor erkundigt haben, ob die Treppen begehbar oder gesperrt sind. Im Frühjahr ist es durchaus möglich, dass die untersten Stufen von den Winterstürmen beschädigt wurden. Bis zur Hauptsaison werden die Treppen dann wieder repariert.



Für einen Besuch der Strandbereiche empfiehlt sich der frühe Morgen. Das Licht ist dann noch nicht so grell wie tagsüber, die Kreidefelsen leuchten in wunderbaren warmen Farben und man hat sie ganz für sich allein.



Zur Mittagszeit wird das Licht am Strand bei Sonnenschein sehr sehr hell. Die Kreide wird dann fast schneeweiß und reflektiert das Sonnenlicht vom Boden und von den Steilhängen und man wird wirklich sehr stark geblendet. Mit einer Sonnenbrille ist es nicht so anstrengend für die Augen. Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sollten ebenfalls mit ins Gepäck und etwas zu Trinken ist auch nicht schlecht.






Gutes Schuhzeug ist für einen Spaziergang am Strand sehr wichtig, Sandalen oder Ähnliches sind völlig ungeeignet. Der schmale Strand besteht fast zu 100 % aus rund geschliffenen Steinen (Feuerstein, Kalkstein, u.a.), die zudem rutschig und je nach Tageszeit manchmal noch feucht sein können.







Der Aufenthalt am schmalen Strand unterhalb der Kreidefelsen kann bei ungünstigen Wetterbedingungen auch schon mal gefährlich werden. Immer wieder brechen auch größere Stücke Kalkgestein mitsamt Vegetation an der Steilküste ab, stürzen auf den kleinen Strand um dort schließlich zu zerschellen. Das Betreten des Kreidefelsenareals geschieht daher immer auf eigene Gefahr.






Ein wenig zur Entstehung der Kreidefelsen:
Die Kreide von 'Møns Klint' entstand vor über 70 Millionen Jahren aus den Kalkschalen mikroskopisch kleiner Tiere, die auf dem zu dieser Zeit tropischen Meeresboden gesunken waren. Als nach weiteren Millionen Jahren das Leben in der Kreidesee zu Ende ging und die Kontinente sich erhoben, wurden die ersten Gebirge geschaffen. Der Meeresboden erhob sich über dem Meeresspiegel und die Kreide wurde freigelegt.

In der letzten Eiszeit (vor ca. 20.000 Jahren) schob das Eis über Dänemark die bis zu 50 Meter dicke Kreideschicht des alten Kreideseebodens weg. Die Kreide wurde aufgebrochen, gefaltet und wieder zusammengeschoben.



Die dunklen Linien auf den beiden Bildern sind eingelagerte dünne Feuerstein-Schichten (Flint). Man kann an ihnen gut die Falten, die durch den Druck der Gletscher in der Kreide entstanden sind, erkennen.



Warum diese Feuerstein-Schichten in der Kreide enthalten sind, kann man sich bis heute nicht erklären.



Wie durch eine riesige Massenkarambolage, entstand im östlichen Bereich Møns das Kalksteingebirge 'Høje Møn', das zudem die höchste Steilküste ganz Dänemarks darstellt. Der Buchenwald 'Klinteskoven' direkt an der Steilküste liegt deshalb auf einem deutlich höheren Niveau als der Rest der Insel. Auf der Aufnahme links kann man ganz gut die vom Eis der Steinzeit hochgepressten Kreideschichten erkennen.



Bei gutem Wetter mit klarer Sicht, kann man von Møns Klint aus die ca. 60 Kilometer südlich von Møn liegende deutsche Ostsee-Insel Rügen sehen. Die Kreidefelsen auf Rügen sind zur gleichen Zeit entstanden.







In den letzen 4 bis 5 Tausend Jahren hat die Ostsee die Steilküste 'Møns Klint' bis zur heutigen Form ausgebildet. Aber die Veränderungen gehen weiter. Jedes Jahr fallen ca. 20 bis 40 Zentimeter der Steilküste den starken Winterstürmen und auch den immer stärker werdenden Regenfällen zum Opfer, so dass voraussichtlich in 10.000 Jahren das Kalksteingebirge vom Meer verschlungen sein wird.

In den letzten 100 Jahren gab es sechs große Erdrutsche. 1905 stürzte ca. ein Drittel des Schlossparks bei Liselund ins Meer und 1914 folgte der nördliche Bereich des 'Dronningestolen' (Königinnenstuhl) in großen Teilen. 1952 brachen unglaubliche Mengen Kalkgestein an Vitmunds Nakke und Puggards Klint ab, stürzen ins Meer und bildeten eine 500 Meter lange Halbinsel. 1980 fielen Teile des 'Sommerspiret' (nördliche Sommerspitze) dem Meer zum Opfer und 1988 folgte der Rest.




vor dem Erdrutsch
Der letzte große Erdrutsch ereignete sich im Januar 2007. Das linke Foto zeigt die Felsformation 'Store Taler' vor dem Erdrutsch. Auf dem rechten Foto, vom Januar 2007, ist der etwa 100 Meter hohe 'Store Taler' bereits ins Meer gestürzt.

nach dem Erdrutsch



Unterhalb der Abbruchkante bildete sich eine fünf Meter hohe Halbinsel, die auf einer Breite von ca. 200 Metern über 300 Meter weit ins Meer ragte. Kurze Zeit später erfolgte ein weiterer, allerdings nicht so starker Erdrutsch wie der erste.







Die Forst- und Naturverwaltung verbot erstmals in der Geschichte von 'Møns Klint' den Zutritt zum gesamten Strand unterhalb der Kreidefelsen. Das Risiko für weitere Erdrutsche war einfach zu hoch und es wurden vorsorglich alle Treppen zum Strand gesperrt. Dieses Verbot bestand bis Anfang Mai 2007.

Die ständigen Wellen sorgten allerdings für eine schnelle Abtragung des Kalkgesteins, so dass im Juni 2007 nur noch eine kleine, aber immerhin ca. 80 Meter ins Meer hineinragende Halbinsel zu bestaunen war.







Der Strand und zwei Treppen waren wieder für Touristen freigegeben. Die Treppe am Freuchens Pynt war allerdings im gesamten unteren Bereich vom Erdrutsch zerstört worden und eine weitere Treppe am Sandkretsfald wurde gerade vollständig erneuert.

Aufgrund des ständigen Abtragens der Kalksteine hat das Meerwasser in der Nähe der Kreidefelsen eine hellgrüne, fast jadeähnliche Färbung. Je nach Lichteinfall (zur Mittagszeit) meint man manchmal, mit den Füßen in Milch zu stehen.







Man kann die Steilküste auch von der Meerseite her bei einer Bootstour besichtigen. Leider änderte sich aber die Wetterlage derart schlecht, dass mir dieses Vergnügen entging. Nach einem 36 stündigen sehr starken Sturm habe ich 'Møns Klint' noch mal besucht. Die sonst so schönen weißen Kreidefelsen waren über und über mit Lehm und Schlamm bedeckt.



An einigen Stellen am schmalen Strand war kein trockenes Durchkommen mehr. Es wird wohl einige Tage gedauert haben, bis die Kreidefelsen wieder sauber geregnet waren.



Die kleine Ostsee-Insel Møn und insbesondere die Kreidefelsen 'Møns Klint' sind ein echtes Eldorado für Naturfotografen. Die Steilküste verändert ihr Gesicht ständig und mit rasanter Geschwindigkeit, so dass viele Aufnahmen in dieser 'scanpics story' bereits jetzt Zeitdokumente sind.






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Quellangaben:

Veröffentlichung der gekennzeichneten Bilder (4)
mit freundlicher Genehmigung des
GEOCENTER MØNS KLINT
Stengårdsvej 8, DK-4791 Borre Møn